♥ Was kommt als Nächstes, Du…

Früher hab ich mir ne Schachtel West light bestellt. Einfach so. Heute sage ich an der Kasse bei Edeka, dass ich gerne ne Karte für 21 Zigaretten der mittleren Schachtel West Silver ohne Zusätze mit Aktivkohlefilter in der leicht ökologisch abbaubaren Papierfaltbox mit Schraubverschluss hätte.

Vor drei Jahren habe ich gehofft, dass der Efeu vielleicht in zehn Jahren meine hässliche Balkonaußenwand so überdeckt, dass ich im Sommer in einer grünen Oase schwelgen kann. Heute krabbeln wiederkehrend Mäuse an ihm hoch, die mir einen Todesschreck einjagen, wobei ich so laut aufschreie, dass sich die gerade noch auf dem Balkon befindliche kleine Katze, die eben noch meine letzte Rettung schien, unters Bett im Schlafzimmer verzieht.

Einst habe ich schon vor dem Feiern ein Loch in die Unterseite eines Weinfasses gebissen, das Holz ohne zu Kauen runtergeschluckt und mir die 100 Liter Rebensaft direkt und ohne Absetzen in die Kehle fließen lassen. Was während der folgenden Stunden jener Partynächte passierte, überschreitet jegliche Grenzen von Gut und Böse. Heute rümpfe ich angeekelt die Nase, wenn ich an nur Alkohol denke.

Ja, früher war ich so unbekümmert, dass ich den Typen von gestern heute Morgen links liegen gelassen und mich nach rechts zu dem Neuen gedreht habe, der der Kumpel von dem Kumpel war, mit dem ich mich letztes Wochenende am See vergnügt habe. Heute will ich sie beide nicht, denn schon nach wenigen Augenblicken der Vernunft ist mir klar: Der geht ja gar nicht und der andere erst recht nicht.

Heute weiß ich, dass es gut war, rechtzeitig anzufangen und ein rasantes Tempo im Kennenlernen von allem, inklusive mir selbst, vorzulegen. Was würde ich mich ärgern, wenn ich gerade das Trennungsjahr hinter mich gebracht hätte und trübsal blasend, mich langweilend und doch überfordert, allein in meiner Zwei-Zimmer-Puppenstube sitzend, mit meinem kleinen Kindlein auf dem Arm und nichts und wieder nichts mit mir anzufangen wüsste.

Heute weiß ich, wie gut es war, in vielen Büchern alles aufzuschreiben, was mir passiert ist und wie es mir dabei ergangen ist. Heute sind diese Bücher meine Bibeln, die Heiligen Niederschriften meiner selbst, meines Lebens und der Beweis für alles.
Denn heute kann ich genau widerlegen, wer mir gut tat und wer nicht, wer mich beflügelte, mich inspirierte und welchen Nichtsnutz ich - an welchem Morgen auch immer - geradewegs durch das Tor der Hölle geschleudert habe.

Die Geschichte eines Lebens, nicht erfunden, aber auch nicht wahr, ist jene Geschichte, die mich mit all ihren Geschichten glücklich machte. Bis heute.

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