♥ Für Jule.

Liebe Jule, es gab nichts Neues.

Ich liege am Wannsee, im Sand, auf meiner Bastmatte. Eigentlich wollte ich sie gar nicht benutzen. Jetzt finde ich sie schön. Ich liege ganz gerade, ausgestreckt und still, auf meiner Matte. Die Hände neben meinem Körper. Die Sonnenbrille auf der Nase. Ich liege in der Sonne. Sie ist warm. Ich bewege mich nicht. Ich genieße nur die warmen Sonnenstrahlen.

Plötzlich höre ich etwas. Jemand ist neben mir. Ich höre ein Geräusch. Ich drehe meinen Kopf nach links und öffne die Augen. Jemand dreht sich um. Es ist ein großer schwarzer Hund, er hat mich angeschnuppert und geht jetzt wieder weg. Ich habe keine Angst.
Sonst hatte ich immer Angst vor großen Hunden. Heute hat es mir nichts ausgemacht. Vielleicht war ich gerade zu entspannt. Vielleicht war die Gegenwart zu schnell Vergangenheit.
Ich setze mich auf, schaue ins Wasser, die Sonne scheint mir ins Gesicht.
Es ist warm. Warme Sonnenstrahlen in meinem Gesicht.

Ich höre etwas zwitschern. Ich sehe mich um. Eine Ente kommt zwitschernd auf mich zu. Ich überlege, ob sie zu mir kommt. Sie kommt direkt auf mich zu und zwitschert. Ich habe noch nie eine Ente so zwitschern hören. Sie kommt zu mir, gefolgt von ihrem Mann. Er schnattert aufgeregt. Er ist ganz bunt. Sie zwitschert.
Die Ente kommt ganz dicht, ich kann sie fast berühren. Sie macht lustige Abrücke mit den Füßen in den Sand. Wassertropfen perlen an ihrem Bauch. Ich überlege, was sie mir erzählen will. Ihr Mann schnattert und ist in Aufregung. Ich frage mich, was er mit ihr schnattert.
Die Ente geht wieder weg, sie läuft zum Wasser. Ihr Mann hoch erhobenen Hauptes hinter ihr her.

"Das wahre Leben", denke ich, "die Frauen wollen ihren Weg gehen und die Männer schnattern ihnen aufgeregt hinterher."

Ich sitze in der Sonne, es ist etwas windig. Mir wird kalt. Ich ziehe mich an und setze mich hin. Ich werde es Dir erzählen. Du lachst darüber.
Ich denke an die Ente, ich kann sie wieder sehen. Ich denke mir: "Wenn ich gehe, schauen mir alle beim Weggehen zu." Ich habe meine Sonnenbrille auf der Nase, niemand kann meine Augen sehen.

Ich stehe auf, hebe mein Fahrrad auf, es ist umgefallen. Wäre es in die andere Richtung gefallen, hätte es mir die Nase gebrochen.

Ich werfe die Bastmatte in den Fahrradkorb, schiebe mein Rad durch den Sand, und die Leute schauen mir beim Weggehen zu. "Nichts Neues", denke ich.

Ich fahre nach Hause. Ich sitze da und denke an die Ente und ihre Fußabdrücke im Sand. Und an ihren Mann. Er paßt auf sie auf. Sicherlich gefällt es der Ente, sie wird beschützt. Ob sie manchmal das Schnattern nervt? Aber sie liebt ihn, auch wenn sie ständig vor ihm läuft, er läuft ihr immer nach.

Das Telefon klingelt. Ich gehe ran. Zack - Jule.

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